Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt ist der Hessischen Landesregierung sehr wichtig: Um junge Menschen künftig noch besser zu schützen, hat Ministerpräsident Boris Rhein gemeinsam mit Ihrer Majestät Königin Silvia von Schweden deshalb nun Hessens erstes „Childhood-Haus“ eröffnet. „Gewalt und Missbrauch an Kindern gibt es leider überall“, sagte Ministerpräsident Rhein am Montag bei der Eröffnung in Frankfurt. „Mit dem neuen Childhood-Haus setzen wir ein deutliches Zeichen gegen jede Form von Gewalt und Missbrauch. Ich bin Ihrer Majestät Königin Silvia von Schweden und allen Beteiligten sehr dankbar, dass sie sich gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung dafür einsetzen, allen Kindern eine sichere und liebevolle Kindheit zu ermöglichen.“
Medizin, Psychologie, Jugendamt, Justiz und Polizei unter einem Dach
Die ambulante Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche auf dem Gelände des Universitätsklinikums Frankfurt vereint die Professionen Medizin, Psychologie, Jugendamt, Justiz und Polizei unter einem Dach, um von Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen eine möglichst umfassende Hilfe zu bieten. Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden sagte: „Mit der festen Überzeugung, dass jedes Kind das Recht auf eine sichere und liebevolle Kindheit hat, frei von sexualisierter Gewalt, habe ich vor fast 25 Jahren die World Childhood Foundation gegründet. Heute haben wir einen wichtigen Schritt zur Verwirklichung dieser Vision getan. Möge dieses Childhood-Haus in Frankfurt ein Ort der Hoffnung und des Schutzes für alle Kinder sein, die hier Hilfe und Unterstützung suchen. Lassen Sie uns gemeinsam für eine Welt eintreten, in der Kinderrechte kein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit sind.“
Die Errichtung eines Childhood-Hauses ist Teil der Handlungsempfehlungen des novellierten Aktionsplans des Landes zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt und wurde federführend vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration umgesetzt. „Kinder und Jugendliche tragen oft ihr Leben lang an den Folgen erlittener Gewalt“, sagte der Hessische Minister für Soziales und Integration Kai Klose. „Hier im Childhood-Haus erhalten sie die nötige Hilfe, um sich dennoch gesund zu entwickeln, an einem Ort. Unser wichtigstes Ziel ist, die Retraumatisierung betroffener Kinder und Jugendlicher zu vermeiden. Dafür ist das Konzept des Childhood-Hauses beispielgebend: Alle beteiligten Professionen schaffen eine kinderfreundliche, multidisziplinäre und behördenübergreifende ambulante Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche jeden Alters, die Opfer oder Zeugen von sexualisierter oder körperlicher Gewalt geworden sind.“
Geschützter Raum für Kinder und Jugendliche
„Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum zu bieten, geht weit über den Aspekt des bloßen Schutzes vor Übergriffen hinaus. Eine Gesellschaft, die auf Fürsorge und Wertschätzung beruht, ermöglicht jungen Menschen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und ihr volles Potenzial zu entfalten – dafür danke ich allen an der Eröffnung des neuen Childhood-Hauses Beteiligten und ganz besonders Ihrer Majestät Königin Silvia von Schweden“, sagte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz.
„Angebote wie dieses sind besonders wichtig, damit Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, alle notwendigen Hilfen bekommen“, sagte Innenminister Peter Beuth. „Derweil unternehmen Polizeibehörden alles in ihrer Macht stehende, um sexualisierte Gewalt gegen Kinder effektiv zu bekämpfen und den Tätern habhaft zu werden. Mit den fortwährenden Maßnahmen der 300 Mitarbeiter starken BAO FOKUS unterstreicht die hessische Polizei, dass der Kampf gegen Kindesmissbrauch in Hessen höchste Priorität hat.“
„Wenn Kinder Opfer von Straftaten werden, müssen ihre Bedürfnisse bei den Ermittlungen und auch im späteren Prozess in besonderer Weise geschützt werden. Im Childhood-Haus können Verfahren mithilfe interdisziplinärer Zusammenarbeit optimiert und noch kindgerechter gestaltet werden. Die Justiz trägt damit einen wichtigen Beitrag zu einem lückenlosen Kinderschutz bei“, sagte Justizminister Prof. Dr. Roman Poseck.
Synergien und Entwicklungschancen
Wissenschaftsministerin Angela Dorn sagte: „Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst fördert seit mehreren Jahren die Kinderschutzambulanz im Universitätsklinikum Frankfurt. Mit der Eröffnung des Childhood-Hauses eröffnen sich viele Synergien und Entwicklungschancen für die betroffenen medizinischen Bereiche – alles mit dem Ziel, besonders schutzbedürftige Kinder und Jugendliche optimal zu versorgen.“
„Hessen hat in den Bau des Childhood-Hauses in Frankfurt rund 1,4 Millionen Euro investiert. Wir unterstützen damit das bewundernswerte Engagement Ihrer Majestät Königin Silvia von Schweden – vor allem unterstützen wir aber viele Kinder, die Hilfe nötig haben“, sagte Finanzminister Michael Boddenberg.
Mike Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, sagte: „Das Childhood-Haus ist der geschützte und sichere Ort, den Kinder und Jugendliche, die Gewalterfahrungen machen mussten, so sehr brauchen. Hier bekommen sie den Raum, das Erlebte kindgerecht und begleitet aufzuarbeiten. Als Oberbürgermeister ist mir die gute Versorgung der Jungen und Mädchen, ihre Stärkung für eine gute Zukunft und eine kindgerechte Justiz wichtig. Mein Dank gilt Königin Silvia von Schweden und allen Beteiligten für den besonderen Einsatz und das Engagement zum Wohl der Kinder und Jugendlichen.“
Zeit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die schweren und unangenehmen Themen zu lenken
Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführung World Childhood Foundation Deutschland, sagte: „Es ist an der Zeit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die schweren und unangenehmen Themen zu lenken. Nur durch offene Diskussionen und konstruktive Fragen können wir die Strukturen verändern, die sexualisierte Gewalt an Kindern begünstigen oder gar systematisch decken."
„Die Goethe-Universität und das Universitätsklinikum Frankfurt sind 1914 durch bürgerliches Stiftungsengagement entstanden und seither entscheidend durch den Stiftungsgedanken geprägt“, sagte Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt. „Auch die spätere Universitäts-Kinderklinik war ursprünglich 1908 im Haus der Annie-Stiftung untergebracht. Das Childhood-Haus Frankfurt kehrt nun an genau diesen historischen Ort zurück, und die Etablierung wurde durch das außerordentliche Engagement der World Childhood Foundation und der Hessischen Landesregierung möglich. Somit kehren die Kinder zurück in das Annie-Heim, und erneut wird eine Zukunftsentwicklung an der Universitätsmedizin durch den Stiftergedanken getragen.“
Prof. Dr. Mathias Kieslich, Leiter des Childhood-Hauses Frankfurt, sagte: „Die Gründung einer disziplinenübergreifenden Einrichtung für von Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellem Missbrauch betroffene Kinder und Jugendliche ist die konsequente Fortsetzung eines sich über die letzten 15 Jahre entwickelten Kinderschutzsystems. Die beteiligten Disziplinen Jugendamt, Medizin, Polizei und Justiz kommen am Kind zusammen, um, orientierend an der Perspektive der Kinder und Jugendlichen, die notwendigen Maßnahmen zu realisieren.“
„Erst wenn man die Sicht der betroffenen Kinder und Jugendlichen einnimmt, erkennt man deren Bedürfnisse und Notwendigkeiten. Das Childhood-Haus soll den betroffenen Kindern und Jugendlichen die zur Aufarbeitung und zum Schutz notwendigen interdisziplinären Maßnahmen in einem vertrauensvollen und kindgerechten Umfeld so schonend wie möglich machen“, sagte Prof. Dr. Marco Baz Bartels, Koordinator des Childhood-Hauses Frankfurt.
Hintergrund World Childhood Foundation
Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden gründete die World Childhood Foundation im Jahr 1999. Die gemeinnützige Stiftung trägt insbesondere durch die Errichtung von Childhood-Häusern zu einem nachhaltigen und systemischen Wandel im Kinderschutz bei. Ihre Majestät ist die ehrenamtliche Vorsitzende des Kuratoriums von Childhood Deutschland und unterstützt Deutschland sowie die Schwesterstiftungen in Schweden, den USA und Brasilien bei der Umsetzung der Vision, eine Welt zu schaffen, in der alle Kinder eine sichere und beschützte Kindheit erleben dürfen und frei von (sexualisierter) Gewalt aufwachsen können.
Mehr Informationen zur Stiftung finden Sie auf der Webseite der World Childhood Foundation.Öffnet sich in einem neuen Fenster