Im Rahmen des neuen Modellprojekts „Gemeinsam gegen Extremismus“ hat Landespolizeipräsident Roland Ullmann am 8. Juni 2022 das Werk Kassel der Volkswagen AG in Baunatal als erstes Unternehmen ausgezeichnet. Das vom Hessischen Innenministerium ins Leben gerufene Projekt fördert den Einsatz von Unternehmen gegen jede Form des Extremismus innerhalb der eigenen Organisation und honoriert mit der gleichnamigen Auszeichnung besonders engagierte Unternehmen. Das Modellprojekt steht allen hessischen Unternehmen und Betrieben offen.
„Ich freue mich, dass sich das Volkswagen Werk tatkräftig für Demokratie und gegen extremistisches Gedankengut, Menschenfeindlichkeit, Hass und Hetze engagiert, denn Extremismus macht nicht vor Werkstoren halt. Es ist wichtig, die Beschäftigten über die verschiedenen Formen und Ausprägungen demokratiefeindlicher Einstellungen aufzuklären. So kann ein niedrigschwelliges Frühwarnsystem im Unternehmen entstehen. Die Förderung eines von Vielfalt und Toleranz geprägten positiven Betriebsklimas ist für die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten von grundlegender Bedeutung und leistet für das Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt einen wertvollen Beitrag “, so Roland Ullmann.
Meilenstein im Kampf gegen Extremismus
Die überreichte Auszeichnung markiere, so Jörg Fenstermann, Standortleiter Volkswagen Werk Kassel, einen wichtigen Meilenstein im Engagement des Standorts gegen Extremismus und Diskriminierung. „Mit unserer Beteiligung im Rahmen des Projektes setzen wir ein deutliches Signal gegen Extremismus, Demokratiefeindlichkeit und Diskriminierung innerhalb unserer Belegschaft sowie in die Region Nordhessen. Mit dem Ziel, sowohl vorbeugend als auch für den Ernstfall Maßnahmen zu entwickeln, sensibilisieren wir unsere Führungsmannschaft und haben zudem das „Team Bedrohungsmanagement“ etabliert. Dieses interdisziplinäre Team aus Expertinnen und Experten der Bereiche Werkssicherheit, Personal, Gesundheitsschutz ist zentrale Anlaufstelle für die Beschäftigten und steht im Bedarfsfall im engen Austausch mit den jeweiligen Behörden.“
Maßnahmenbündel gegen Extremismus, Hass und Hetze
Das Projekt „Gemeinsam gegen Extremismus“ setzt grundsätzlich auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und den gemeinsamen Dialog. Im Rahmen der Projektarbeit werden die unterschiedlichen Handlungsfelder festgelegt und konkrete Maßnahmen für das jeweilige Unternehmen initiiert. Die Erarbeitung der Maßnahmen wird dabei durch das örtlich zuständige Polizeipräsidium in enger Abstimmung mit dem Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE) sowie weiterer Stellen durchgeführt und fachlich begleitet.
Das Volkswagen Werk Kassel wurde, u.a. im Rahmen von Beratungsgesprächen und Sensibilisierungsveranstaltungen für die Kolleginnen und Kollegen der Werksicherheit, von Mitarbeitenden des Polizeipräsidiums Nordhessen betreut. Eine für das Volkswagen Werk Kassel zentrale Ansprechperson war dabei die Beauftragte des Polizeipräsidiums für die Prävention von politisch motivierter Kriminalität (PMK) und Extremismus, die für das Unternehmen vor Ort für Fragen und Beratung zur Verfügung stand. „Die mit dem Projekt betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Hauses konnten hier einen wichtigen Beitrag zur PMK- und Extremismus-Prävention in einem hessischen Unternehmen leisten“, so Polizeipräsident Stelzenbach.
Mitmach- und Beteiligungsformate für die Belegschaft
Das Ergebnis des Projekts bewerten sowohl Volkswagen Kassel als auch das Polizeipräsidium Nordhessen positiv. Dazu Stefan Kreher, Leiter Personal Kassel: „Mit den Volkswagen Konzerngrundsätzen als Wertefundament unseres Handelns sowie der Betriebsvereinbarung „Partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz“ verpflichten wir uns zu einer partnerschaftlichen und diskriminierungsfreien Zusammenarbeit. Als langjähriges Mitglied der „Charta der Vielfalt“ und als Kooperationspartner des regionalen Bündnisses „Offen für Vielfalt“ treten wir für Respekt und Toleranz im Unternehmen und der Gesellschaft gleichermaßen ein.
Dabei sind wir auf mehreren Feldern unterwegs. Wir sensibilisieren unsere Belegschaft immer wieder und bieten Mitmach- und Beteiligungsformate an. Konkret handelt es sich um Workshops für die Führungsebene, digitale Lernimpulse und Ansprachen in Teamgesprächen über betriebliche Vorgesetzte. All diese Maßnahmen führen wir nachhaltig fort und schaffen so eine noch größere Handlungssicherheit im Kampf gegen Extremismus und Diskriminierung.“
Partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz
Carsten Bätzold, Betriebsratsvorsitzender am Standort Kassel sagt: „Volkswagen in Kassel ist mit seinen knapp 16.000 Beschäftigten aus über fünfzig Nationen ein buntes, vielfältiges Unternehmen, das Menschen so akzeptiert, wie sie sind – unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Religion und Sexualität. Wir beweisen jeden Tag aufs Neue, dass ein friedliches Miteinander möglich ist. Bei Volkswagen haben wir uns mit dem Gesamt- und Konzernbetriebsrat maßgeblich an der „Charta der Vielfalt“ beteiligt und damit die Grundlagen für alle Werke weltweit gelegt. Weiterhin haben wir gemeinsam mit dem Unternehmen am Standort die Betriebsvereinbarung „Partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz“ erneuert. Wir als Betriebsrat werden keine Beschäftigte schützen, die diskriminierend handeln. Wir stehen für eine offene, friedliche und vielfältige Gesellschaft ohne Hass und Ausgrenzung und für einen respektvollen und partnerschaftlichen Umgang miteinander. Als Betriebsrat am Standort Kassel verstehen wir uns als Botschafter, Ansprechpartner, Unterstützer und Vermittler dafür und nutzen unsere Mitbestimmung, um darauf hinzuwirken.“
Voraussetzungen für die Auszeichnung „Gemeinsam gegen Extremismus“
Das Projekt „Gemeinsam gegen Extremismus“ zeichnet grundsätzlich Unternehmen aus, die sich mit ihrem Engagement gegen Extremismus und Demokratiefeindlichkeit einsetzen. Nachweisbar ist dies im Rahmen verschiedener Parameter und Voraussetzungen, die im Auszeichnungsverfahren berücksichtigt werden:
- Dazu zählt zum einen die Weiterentwicklung des Unternehmensleitbilds, in dem unmissverständlich deutlich werden muss, dass im Unternehmen kein Platz für Extremismus, Intoleranz, Diskriminierung und Gewaltbereitschaft ist.
- Mitarbeitende müssen zum anderen für den demokratischen Werterahmen des Unternehmens sowie für den Umgang mit extremistischen Äußerungen und Aktivitäten (beispielsweise in Form von Fort- und Weiterbildungen) sensibilisiert werden.
- Das Unternehmen muss zudem eine verantwortliche Beauftragte bzw. einen verantwortlichen Beauftragten für Fragen rund um Extremismus, Intoleranz, Diskriminierung und Gewaltbereitschaft benennen, die bzw. der für die Mitarbeitenden im Bedarfsfall als Ansprechperson fungiert.
- In Fällen erkannter Radikalisierung bzw. extremistischer Bestrebungen erklärt sich das betroffene Unternehmen zur Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden sowie allgemein zur Zusammenarbeit mit (nicht-)behördlichen Trägern, die in der Extremismusprävention tätig sind, bereit.
Das Projekt steht weiteren interessierten Unternehmen aus Hessen offen.
Zeitnah ist die Auszeichnung eines weiteren Unternehmens aus Nordhessen geplant, das sich aus voller Überzeugung ebenfalls dieser Projektidee angeschlossen hat und in enger Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Nordhessen das Projekt vorantreibt.
Informationen zur Auszeichnung „Gemeinsam gegen Extremismus“ können beim Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE) angefordert werden. Interessierte Unternehmen können sich an das E-Mail-Postfach hke@hmdis.hessen.de wenden.