Nach der 18. Integrationsminister*innenkonferenz (IntMK) in Wiesbaden ist heute der siebte Bericht zum Integrationsmonitoring der Länder veröffentlicht worden. Er dokumentiert die Entwicklung von Migration und Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte für die einzelnen Bundesländer und bildet neben amtlichen Daten z.B. zu Bildung und Arbeitsmarkt auch sogenannte subjektive Indikatoren wie Zugehörigkeitsgefühl und Lebenszufriedenheit ab. Ermittelt wurden diese anhand von Befragungsdaten des Bund-Länder-Integrationsbarometers des Sachverständigenrats für Integration und Migration 2022, das Länder und Bund gemeinsam finanzieren.
Wertvolle Daten des Integrationsmonitorings
„Migration und gesellschaftliche Teilhabe sind in einer Gesellschaft, die so sehr auf Zuwanderung angewiesen ist wie unsere, anspruchsvolle Daueraufgaben, die sich gleichermaßen an die zu uns kommenden Menschen wie an die sogenannte Aufnahmegesellschaft richten“, sagte Sozial- und Integrationsminister Kai Klose, der aktuell den Vorsitz der Integrationsminister*innenkonferenz inne hat, anlässlich der Veröffentlichung. „Um zu erkennen, wo und unter welchen Bedingungen Integration besonders gelingt, aber auch, um Handlungsbedarfe zu identifizieren, sind die Daten des Integrationsmonitorings sehr wertvoll.“
2021 lag der Anteil der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte an der Gesamtbevölkerung bundesweit bei 25 Prozent. In Ländern wie Bremen, Hessen und Hamburg waren es über ein Drittel, in den ostdeutschen Ländern durchweg unter neun Prozent. Die Bevölkerung mit Migrationsgeschichte ist im Durchschnitt deutlich jünger als die Gesamtbevölkerung. Der Anteil der Kindergartenkinder mit nichtdeutscher Familiensprache steigt in allen Ländern seit Jahren kontinuierlich. Deutlicher Handlungsbedarf besteht hinsichtlich der schulischen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen: 2021 verfehlten 22 Prozent der Kinder in den vierten Klassen die Mindeststandards im Fach Mathematik, unter den Kindern mit Migrationsgeschichte war es fast ein Drittel (31 Prozent). Gegenüber 2016 haben die Anteile deutlich zugenommen.
Dagegen haben Erwachsene mit Migrationsgeschichte – insbesondere Frauen – bundesweit häufiger eine Hochschulreife bzw. einen Hochschulabschluss als die Bevölkerung ohne dieses Merkmal. Gleichzeitig ist in der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte der Anteil derjenigen ohne schulischen oder beruflichen Abschluss ebenfalls deutlich höher. Ihre Erwerbsbeteiligung ist niedriger, das gilt insbesondere für Frauen. Menschen mit Migrationsgeschichte beurteilen ihre Verständigung am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft überwiegend als gut bzw. sehr gut. Etwa zwei Drittel von ihnen sind selbst zugewandert, so dass Deutsch in aller Regel nicht ihre erste Sprache ist.
Eine große Mehrheit der Personen mit Migrationsgeschichte identifiziert sich mit dem Land, in dem sie leben: 84 Prozent fühlen sich Deutschland „voll und ganz“ oder „eher“ zugehörig. Das schließt eine Verbundenheit mit dem Herkunftsland bzw. dem der Eltern nicht aus. „Besonders wichtig ist, dass Zugewanderte hier ankommen, sich wohl und Deutschland zugehörig fühlen. Die hier ermittelten Werte zeigen, dass das ganz überwiegend gelingt“, so Minister Klose.
Erfolgreiche Integration braucht Offenheit
Das Integrationsbarometer liefert auch Daten zu der Frage, wie oft sich Personen mit Migrationsgeschichte in den vergangenen fünf Jahren aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt gefühlt haben. Bundesweit äußern drei Prozent, „sehr stark“ benachteiligt worden zu sein und zehn Prozent „eher stark“. 21 Prozent fühlen sich „eher wenig“ zurückgesetzt. Die überwiegende Mehrheit von 66 Prozent berichtet über keinerlei Diskriminierungserfahrungen. Ausländer*innen geben häufiger Benachteiligungen an als Deutsche mit Migrationsgeschichte.
„Integration ist ein Prozess, der alle betrifft. Um erfolgreich zu sein, brauchen wir Offenheit füreinander, die Bereitschaft, voneinander zu lernen und Respekt vor unserer Unterschiedlichkeit“, sagte der IntMK-Vorsitzende Klose: „Unsere Aufgabe ist, Rahmenbedingungen, Strukturen und Angebote zu schaffen, die Diskriminierungsfreiheit, Chancengleichheit und Teilhabe für alle ermöglichen. Die Ergebnisse des Berichts belegen, dass wir uns auf einem guten Weg befinden – wir uns aber weiter gemeinsam für gute Rahmenbedingungen zur gesellschaftlichen Teilhabe der Zugewanderten und Geflüchteten einsetzen müssen.“