„Die Hessische Landesverwaltung konnte den Energieverbrauch in ihren Gebäuden deutlich senken. Das ist dem Einsatz unserer Beschäftigten zu verdanken. Von September bis Dezember haben wir dadurch in den Landesgebäuden – wie Finanzämter, Polizeistationen oder Justizvollzugsanstalten – 23 Prozent der Wärmeenergie und acht Prozent Strom gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021 einsparen können. Bei den separat ausgewerteten Hochschulen konnten in dem gleichen Zeitraum 31 Prozent Wärme und fünf Prozent Strom eingespart werden. Das zahlt sich aus: weniger Verbrauch, höhere Energiesicherheit und mehr Klimaschutz. Im Oktober und November haben wir dabei auch von milderen Temperaturen profitiert, aber auch über den vergleichsweise kalten Dezember hinweg haben wir Kurs gehalten. Was wir uns vorgenommen haben, scheint zu klappen: Wir können mit nennenswerten Energieeinsparungen in der aktuellen Heizperiode rechnen“, sagte Hessens Finanzminister Michael Boddenberg heute in Wiesbaden.
Boddenberg zog damit eine Zwischenbilanz des Energiesparpakets für die Landesverwaltung, das die Landesregierung im Sommer 2022 vorgestellt hatte. Das Land hatte damit auf die Unsicherheiten und Preissteigerungen der Energieversorgung reagiert, die eine Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind. „Hessen ist bereits seit Jahren erfolgreich dabei, den Energieverbrauch der Landesverwaltung zu reduzieren. Angesichts der angespannten Lage haben wir aber Maßnahmen zur weiteren Energieeinsparung für die aktuelle Heizperiode in der Landesverwaltung beschlossen. Mit dem Energiesparpaket möchten wir bis zu 15 Prozent Heizenergie und 5 Prozent Strom von Oktober bis April einsparen. Die Zahlen zeigen bisher: Wir sind auf einem guten Weg. Wir sind als Land Vorbild und setzen wichtige Zeichen. Mein besonderer Dank gilt dabei den vielen Beschäftigten sowie den Koordinatorinnen und Koordinatoren für Energiefragen der Landesverwaltung, die schon seit nunmehr fünf Jahren wertvolle Dienste leisten – die in diesen Tagen wertvoller denn je sind“, sagte der Finanzminister.
Regelmäßige Erfassung von Daten
Die Koordinatorinnen und Koordinatoren für Energiefragen in der Landesverwaltung unterstützen die jeweiligen Dienststellenleitungen und helfen mit, energiesparendes Verhalten vor Ort zu fördern. Sie sind wichtige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für viele Maßnahmen des Energiesparpakets.
Wichtiger Bestandteil des Energiesparpakets ist die regelmäßige Erfassung von Daten, um die Wirksamkeit zu überprüfen. Die Daten werden zentral beim Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) ausgewertet.
LBIH-Direktor Thomas Platte erläuterte: „Der LBIH hat frühzeitig die Voraussetzungen für eine monatliche Auswertung der Verbrauchsdaten geschaffen. So wurde ein Modul für die Monatsauswertung programmiert und in Betrieb genommen. Anhand dieser Auswertung lassen sich die Monatsdaten aus dem vorherigen Jahr direkt mit dem aktuellen Monat vergleichen und auswerten. Auf diese Weise können die Verbrauchswerte erfasst und dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Zudem können wir auf mögliche Anpassungen und neue Vorgaben flexibel und schnell reagieren.“ Bislang konnten die Daten von September bis Dezember ausgewertet werden. Für die Zeit danach liegen die Abrechnungen der Energieversorger noch nicht oder noch nicht vollständig vor.
Umfangreicher Maßnahmenkatalog
Die Liegenschaften der hessischen Landesverwaltung nutzen im Jahr genauso viel Wärme wie rund 30.000 Einfamilienhäuser. Zwar wird mit rund 45 Prozent ein großer Teil der Landesverwaltung mit umweltfreundlicher Fernwärme geheizt, 50 Prozent des Wärmeverbrauchs wird aber über Gas gedeckt.
Das Energiesparpaket mündete in einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung in den Liegenschaften der Landesverwaltung und umfasst kurz- und mittelfristige Maßnahmen:
Kurzfristige Maßnahmen – wie eine geringere Raumtemperatur im Winter oder Händewaschen mit kaltem Wasser – helfen schnell und wirken für weitere Energieeinsparungen auch in das private Umfeld hinein. Konkret bedeutet das:
- Die Absenkung der Lufttemperaturen – etwa bei Büroarbeitsplätzen auf maximal 19 Grad zu Nutzungszeiten – wird den größten Einspareffekt erzielen. Weitere Energiesparmaßnahmen in Gebäuden sind zum Beispiel: eingeschränkte Beheizung von Gemeinschaftsflächen, Justierung von Heizungen (Nacht- und Wochenendabsenkung), Reduzierung der Warmwassernutzung, Überprüfung von Lüftungs- und Klimaanlagen und Reduzierung des Stromverbrauchs (etwa durch Ausschalten der Außenbeleuchtung von Denkmälern). Auch die Optimierung des eigenen Verhaltens (Stand-by-Geräte ausschalten) und kürzere Betriebszeiten von Gebäuden lassen sich schnell umsetzen.
- Verteilung von über 25.000 Energiesparthermometern an die Beschäftigten der Landesverwaltung
- In WC-Vorräumen wurde das Warmwasser zum Händewaschen abgestellt
- Energiespar-Kampagne „Gib mir fünf“ zur Unterstützung des energiesparenden Verhaltens
- Online-Schulungsmodule zum energiesparenden Verhalten
- Erfahrungsaustausch zum Energiesparen innerhalb der Landesverwaltung im Dezember und Januar mit rund 150 Dienststellen
Mittelfristige Maßnahmen
Für mittelfristige Maßnahmen wie neue Heizungssysteme, Fensteraustausch und energiesparende Dämmung bedarf es mehr Planungszeit. Konkret bedeutet das:
- Heizenergie wird zum Beispiel eingespart durch den Austausch und die Modernisierung von Heizungsanlagen, den hydraulischen Abgleich von Heizungen oder die Regelung von Lüftungs- und Klimaanlagen. Der Stromverbrauch der Liegenschaften kann durch die Nachrüstung von Bewegungsmeldern oder stromsparenden LED-Beleuchtungsanlagen reduziert werden.
Das Energiesparpaket ergänzt die langfristigen Maßnahmen der schon seit Jahren erfolgreich laufenden Energiesparprogramme des Landes. So hat sich die Landesregierung 2008 im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie Hessen mit der CO2-neutralen Landesverwaltung verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu arbeiten und kontinuierlich mehr CO2 einzusparen. Der TÜV prüft jährlich die Daten. Bezogen auf die Startbilanz 2008, wurden 2020 die Emissionen der Landesverwaltung bereits um gut 300.000 Tonnen CO2 reduziert – das sind fast 65 Prozent.
Bauprogramm für energetische Sanierung
Der nachhaltige Umgang mit dem Gebäudebestand ist eine wichtige Aufgabe. Deshalb wurde im Rahmen der CO2-neutralen Landesverwaltung mit dem CO2-Minderungs- und Energieeffizienzprogramm (COME) schon 2012 ein eigenständiges Bauprogramm für die energetische Sanierung von Landesliegenschaften aufgelegt. Damit konnten insgesamt bereits 160 Millionen Euro in die energetische Sanierung von etwa 100 Gebäude investiert werden. Im Programm COME-Hochschulen stehen für die kommenden Jahre mehr als 200 Millionen Euro zur Verfügung, um Gebäude der Hochschulen energetisch zu modernisieren. Weitere Programme zur Förderung der Solarenergie (COME-Solar mit einem Volumen von 26 Millionen Euro) und zum Aufbau der Elektroinfrastruktur (COME-Mobilität mit einem Volumen von 18,5 Millionen Euro) ergänzen den ganzheitlichen Ansatz.