Innenminister Peter Beuth hat gemeinsam mit Margarete Ziegler-Raschdorf, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, den diesjährigen Landespreis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung 2021“ in Wiesbaden verliehen. Zu den Gewinnern des alle zwei Jahre vergebenen und mit 7.500 Euro dotierten Preises gehören: Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Hessen (LMDR Hessen) mit ihrem Vorsitzenden Johann Thießen und das FamilienZentrum Bad Soden-Allendorf mit seiner 1. Vorsitzenden Annette Ruske-Wolf. Ein Sonderpreis erhielt außerdem Stefan Konrad aus Breitscheid.
„Zum sechsten Mal zeichnet die Hessische Landesregierung besondere Werke aus, die sich mit der Vertreibung und Eingliederung der Vertriebenen und Spätaussiedler sowie mit der Kultur ihrer Heimatgebiete auseinandersetzen. Ihre Geschichte soll nicht in Vergessenheit geraten. Auch wenn die Corona-Krise der Gedenk- und Kulturarbeit der Vertriebenenverbände und Landsmannschaften in den beiden vergangenen Jahren einen Dämpfer verpasst hat, gibt es eine Vielzahl an tollen Projekten in unserem Land, die eine Brücke zwischen den Generationen baut und gerade auch junge Menschen dazu motiviert, sich mit der Geschichte der Vertreibung der Deutschen auseinanderzusetzen. Alle Arbeiten leisten hierzu einen wertvollen Beitrag“, betonte Innenminister Peter Beuth.
Sechs Bewerbungen eingegangen
Das Land Hessen hatte den Preis aus Anlass des 60. Jahrestages der Verkündung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen 2010 gestiftet. Alle zwei Jahre prämiert die Hessische Landesregierung seitdem herausragende Arbeiten, die sich mit den Themen Vertreibung, Aussiedlung und Eingliederung der Vertriebenen sowie Spätaussiedler oder der Kultur der Vertreibungsgebiete befassen. Die sechste Vergabe des Hessischen Landespreises bot hierfür dafür zahlreiche Anknüpfungspunkte, wie beispielsweise 2020 den 70. Jahrestag der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“. Insgesamt waren in diesem Jahr sechs Bewerbungen für die diesjährig verliehene Auszeichnung eingegangen.
„Bei der Charta handelt es sich um ein einmaliges historisches Dokument. Durch die von den Heimatvertriebenen feierlich abgegebene Erklärung eines bewussten Verzichtes auf Revanche und einem entschlossenen Bekenntnis zu einem geeinten Europa, sollte der ewige Kreislauf aus Rache und Vergeltung, der so lange die europäische Geschichte bestimmt und die Völker immer wieder ins Elend gestürzt hatte, durchbrochen werden. Bei allem Schmerz über das Erlittene, war der Blick damit eindeutig nach vorne gerichtet. Neben der darin zum Ausdruck gebrachten Bereitschaft zur Mithilfe am wirtschaftlichen und demokratischen Wiederaufbau, war und ist die Charta vor allem auch ein Bekenntnis zu einem geeinten und freien Europa. Mit dieser zukunftsweisenden Vision war sie ihrer Zeit weit voraus. Es gibt daher allen Grund, an die Charta zu erinnern und diese große Friedensleistung der deutschen Heimatvertriebenen durch die Stiftung eines Preises zu würdigen“, so Innenminister Peter Beuth.
Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, die in ihrer Laudatio näher auf die einzelnen Preisträgerinnen und Preisträger einging, führte aus: „Für die Jury ist es nicht leicht gewesen, zu einer Entscheidung zu gelangen. Ich denke aber, dass wir – unter Berücksichtigung der Themenvorgabe – die drei besten Einsendungen prämiert haben. Mir persönlich ist es eine besondere Freude, wenn sich junge Menschen mit diesem Teil deutscher Geschichte beschäftigen und dazu beitragen, das Kulturgut der Vertreibungsgebiete zu erhalten.“
Diverse Preise verliehen
Der Hauptpreis 2021 in Höhe von 6.000 Euro geht an die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Hessen (LMDR Hessen e.V.) mit ihrem Vorsitzenden Johann Thießen. Beworben hatte sich die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Hessen mit den Theaterstücken „Meine Leute“ und „Vom Schicksal gezeichnet und geadelt“, welche in Kooperation mit dem Russlanddeutschen Kinder- und Jugendtheater entstanden sind – unter der organisatorischen Leitung von Frau Natalie Paschenko und der künstlerischen Leitung von Frau Katharina Martin-Virolainen. Ausschnitte aus den preisgekrönten Theaterstücken wurden im Rahmen der Preisverleihung vorgeführt.
Als zweiter Preisträger wird das FamilienZentrum Bad Soden-Allendorf e.V. mit seiner 1. Vorsitzenden Frau Annette Ruske-Wolf für das Ausstellungsprojekt „Fluchtgegenstände - eine Brücke zwischen alter und neuer Heimat“ prämiert. Den Landespreis in Höhe von 1.000 Euro nahmen Svenja Marchand als koordinierende Sozialpädagogin des FamilienZentrums, Kulturdolmetscherin Aristan Atalan und Alyas Namo, Mitglied des FamilienZentrums, ehrenamtlicher Mitarbeiter in dem Projekt und selbst Interviewter mit Fluchtgeschichte entgegen.
Stefan Konrad aus Breitscheid wurde zudem von der Jury mit einem Sonderpreis in Höhe von 500 Euro für sein Buch „Die Flüchtlinge – keine Tränen mehr zum Weinen“ bedacht.
Gratulation an alle Preisträgerinnen und Preisträger
Staatsminister Peter Beuth und die Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf gratulierten allen Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich und sprachen diesen ihre Anerkennung für ihre Leistungen aus: „Sie haben sich mit ihren Arbeiten um die Sicherung und Fortentwicklung der literarischen und kulturellen Vielfalt der Herkunftsgebiete ganz im Sinne des § 96 Bundesvertriebenengesetz verdient gemacht. Damit sind Sie würdige Trägerinnen und Träger des Landespreises 2021.“
An die Preisträgerinnen und Preisträger wurden die Preisurkunden mit den symbolischen Schecks und Blumensträußen übergeben. Die Kinder- und Jugendlichen erhielten eine mit kleinen Überraschungen gefüllte Hessentasche. Die Ausgezeichneten dankten für die erhaltenen Preise und zeigten ihre große Freude für diese Wertschätzung. Sie sei gleichzeitig Ansporn, sich auch weiterhin mit dem Thema „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ zu beschäftigen.