Als Teilnehmer der Podiumsdiskussion „GEGEN HASS UND GEWALT – Wie wir Antisemitismus und Vorurteile überwinden können“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, betonte der Hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker am Donnerstag in Kassel, dass unserer Gesellschaft noch zu wenig der eigene Handlungsbedarf im Kampf gegen Judenfeindlichkeit bewusst sei.
Antisemitismus betrifft die Gesamtgesellschaft
„Es müsste uns als Gesellschaft aufwühlen und umtreiben, dass jüdisches Leben in unserem Land polizeilich geschützt werden muss. Wir dürfen dies nicht regungslos und ohne Empathie hinnehmen! Wie engagiert wäre unsere gesellschaftliche Debatte, wenn vor jeder Schule in Deutschland Polizeikräfte patrouillieren müssten, damit unsere Kinder im Unterricht sicher sind. Für jüdische Eltern, Schülerinnen und Schüler ist dies Realität. Viele Jüdinnen und Juden trauen sich nicht, ihren Glauben öffentlich zu zeigen und Menschen verschweigen ihre jüdische Herkunft am Arbeitsplatz oder in der Schule, da sie Angst vor Beleidigungen oder Angriffen haben. Ich wünsche mir, dass wir endlich aufwachen und sehen, was wir unseren jüdischen Freundinnen und Freunden, Nachbarn, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen zumuten. Wir sollten unser Wort erheben, um leidenschaftlich für ein sich öffentlich und frei zeigendes Judentum in unserem Land einzustehen“, betonte der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker in Kassel.
„Antisemitismus richtet sich gegen die gesamte Gesellschaft. Besonders bedrohlich wird es, wenn er extremistisch oder religiös begründet wird. Wir müssen in der Mitte der Gesellschaft noch wachsamer gegen Judenfeindlichkeit werden. Dort, wo Gewöhnung, Gleichgültigkeit und Wegsehen Empathie verhindern, überlässt unsere Gesellschaft die Straßen und Plätze unseres Landes dem Hass und der Hetze und am Ende auch den Angriffen auf jüdisches Leben. Es müssen sich auch außerhalb politischen und staatlichen Handelns die zivilgesellschaftlichen Kräfte zu einem ‚Generationenvertrag des gesellschaftlichen Miteinanders‘ verpflichten und aktiv in alle Bereichen des Handelns von Organisationen, Vereinen, Verbänden und Institutionen hinein das Engagement für jüdisches Leben tragen“, erklärte der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker abschließend.