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„Herausforderungen in Stärken verwandeln – Gemeinsam für unsere Schülerinnen und Schüler“

Kultusminister Lorz hat seine Regierungserklärung zur Lage in den Schulen unter Pandemiebedingungen gehalten.

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Präsident!

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete!

Die mit der Corona-Pandemie einhergehende herausfordernde und oft alles andere als leichte Schul- und Unterrichtssituation hat uns allen und ganz besonders unseren Kindern und Jugendlichen enorm viel zugemutet. Geprägt von manchen Unsicherheiten, wie und ob Unterricht überhaupt stattfinden konnte, hat uns das Virus ein hohes Maß an Flexibilität, Geduld und Ausdauer abverlangt und dabei massiv den bisherigen gewohnten Schulalltag verändert.

Im Abstand von wenigen Wochen, ja manchmal beinahe Tagen, erreichten die Schulen in Reaktion auf diese ständig wechselnden Anforderungen Schreiben und Videobotschaften von mir, deren Inhalte und Maßnahmen die Schulleiterinnen und Schulleiter sowie die Lehrkräfte in bewundernswerter Weise mit ihrer professionellen pädagogischen und fachlichen Kompetenz Tag für Tag in die schulische Praxis umsetzten.

Für ihr dabei gezeigtes unermüdliches Engagement darf ich ihnen an dieser Stelle meinen herzlichen und aufrichtigen Dank aussprechen. Es war und ist für mich beeindruckend zu erleben, wie und mit welchem Einsatz unsere Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit allen weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Schulen, unsere Schulleiterinnen und Schulleiter, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungsverwaltung, aber auch die Eltern und nicht zuletzt unsere Schülerinnen und Schüler sich immer wieder auf die coronabedingten Widrigkeiten und Zumutungen einstellten und ihnen mit Geschick und Ideenreichtum begegneten.

Die Hessische Landesregierung folgt seit dem Beginn der Pandemie einer klaren Richtschnur.

Die Leitlinie für alle schulischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie war und ist, im Interesse der Bildung und Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen so viel schulische Normalität aufrechtzuerhalten, wie es unter den gegebenen Umständen möglich und epidemiologisch vertretbar ist. Die zentrale Frage ist seit mehr als einem Jahr, wie Unterricht verantwortungsvoll, sicher und pädagogisch gut für alle Schülerinnen und Schüler gelingen kann. Schulschließungen können insbesondere für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Haushalten, aus Familien mit geringem Einkommen und für Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte negative Auswirkungen haben. Für mich war daher der Präsenzunterricht zu jeder Zeit das vorrangige Ziel, immer mit der Maßgabe, dass die Infektionszahlen dies zulassen.

Die Coronapandemie hat auch für die Kinder und Jugendlichen, die nicht an dem Virus erkrankt sind, in vielen Fällen psychosoziale und körperliche Folgen. Viele Familien waren in den vergangenen Monaten weit über ihre Grenzen hinaus belastet. Mit Mitgefühl und Hochachtung denke ich in diesem Augenblick an alle sichtbaren und unsichtbaren Betroffenen der Pandemie.

Jeder, der seinen Teil zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen hat, kann stolz auf sich sein und verdient unseren größten Respekt und Dank.

Ich bin fest überzeugt davon, dass wir aus der Krise gestärkt hervorgehen werden. Die Wissenschaft nennt diese Fähigkeit Resilienz. Resilienz entwickeln Menschen vor allem dann, wenn sie standfest und optimistisch nach vorne blicken können. Und dazu werden wir allen Grund haben:

Gemeinsam werden wir in bewährter Manier im Austausch mit allen hessischen Lehrer- und Bildungsverbänden, mit dem Landeselternbeirat, der Landesschülervertretung und der erfolgreich etablierten „Konzeptgruppe Schuljahr 2020/2021“ sowie den Praxisbeiräten Grundschule und Digitalisierung für die kommenden Monate zielgerichtete Maßnahmen ergreifen und umsetzen. Das Knowhow der Praktikerinnen und Praktiker aus den Schulen ist und bleibt dabei für mich von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, Schule in diesen Zeiten verantwortungsvoll, sicher und pädagogisch gut zu gestalten. Die Arbeit unserer Schulen bestmöglich zu flankieren, darauf liegt der Fokus unserer Arbeit.

Meine Absicht ist, im neuen Schuljahr landesweit und in allen Schulformen im täglichen Präsenzunterricht zu beginnen. Dazu bietet das aktuelle Infektionsgeschehen allen Anlass, weshalb auch die Kultusministerkonferenz am Ende der vergangenen Woche parteiübergreifend einen eindeutigen Beschluss gefasst hat:

Wir wollen, dass alle Schulen in Deutschland mit Beginn des neuen Schuljahrs 2021/22 dauerhaft im Regelbetrieb besucht werden, d.h. dass ein regulärer Schulbetrieb ohne weitere Einschränkungen bei Schulfächern und Unterrichtsstunden unabhängig vom Impfstatus der Kinder und Jugendlichen ermöglicht wird, selbstverständlich unter Beachtung der je nach Infektionsgeschehen geltenden Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen. Auch und vor allem schulische und außerschulische Angebote, die das soziale Miteinander fördern, sollen wieder in vollem Umfang aufgenommen werden. Dazu zählen insbesondere die Einbeziehung außerschulischer Lernorte, Kooperationen mit externen Partnerinnen und Partnern z.B. im Sport und im kulturellen Bereich sowie Schulfahrten oder Austauschmaßnahmen.

Ein vollständiger Präsenzunterricht mit allen damit verbundenen Möglichkeiten stellt zugleich die zentrale Voraussetzung dar, um die vielfältigen geplanten Unterstützungsmaßnahmen für unsere Kinder und Jugendlichen zielgerichtet und wirksam einzusetzen.

Auch die positive Impfentwicklung wird dazu einen Beitrag leisten. Bisher haben rund 50% der Impfberechtigten eine Erstimpfung erhalten. Wir können optimistisch sein, dass jeder, der sich impfen lassen möchte, im Verlauf des Sommers ein Impfangebot erhält.

Für die Kinder in unserem Land rufe ich jede Bürgerin und jeden Bürger in Hessen auf, das Impfangebot anzunehmen. Es geht bei einer Impfung nicht nur um den persönlichen Schutz. Wenn alle Erwachsenen im Umfeld unserer Kinder und Jugendlichen geimpft sind, schützt diese Impfdichte unsere Schülerinnen und Schüler und erhöht damit die Sicherheit an den Schulen noch mehr.

Auch im neuen Schuljahr werden an unseren Schulen weiterhin besondere Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen wie regelmäßige Testungen, Händehygiene oder regelmäßiges Lüften gelten. Der Hygieneplan für die hessischen Schulen wird auch weiterhin regelmäßig an die epidemiologische Lage und an den Stand der Wissenschaft angepasst.

Um die Kommunen in ihrer Funktion als Schulträger und Jugendhilfeträger bei ihren entsprechenden Aufgaben im Verlauf der Pandemie zu unterstützen, hat ihnen das Land Hessen 75 Millionen Euro Landesmittel zur Verfügung gestellt. Bisher wurden davon rund 45 Millionen Euro ausgezahlt, z.B. für Zu- und Abluftsysteme, für CO2-Ampeln oder mobile Luftreinigungsgeräte. Aktuell stehen damit an Landesmitteln für bauliche Maßnahmen noch rund 30 Millionen Euro zur Verfügung. Zusätzlich hat der Bund nun ebenfalls noch die Förderung stationärer raumlufttechnischer Anlagen in Klassenräumen zugesagt. Damit sind die Schulträger hinsichtlich der räumlichen Ausstattung für das nächste Schuljahr gut gerüstet.

Unabhängig von all diesen äußeren Faktoren, sehnen sich unsere Schulgemeinden mehr denn je nach Normalität und Alltag. Die Aufgabe von Bildungspolitik darf somit nicht nur darin bestehen, kurz- und mittelfristig weitere Innovationen in unserer Schullandschaft anzustoßen. Was unsere Schulen und unsere Schülerinnen und Schüler jetzt benötigen, sind erst einmal Zeit zum Ankommen, Durchatmen und Konsolidieren, Ruhe, Routine und Gelassenheit, Unterstützung und Förderung und ausreichend Gelegenheit für das soziale Miteinander.

Zudem müssen wir gemeinsam mit den Schulen eine Bestandsanalyse durchführen: Welche Konzepte haben sich bewährt, welche Innovationen sind praktikabel, verantwortbar und reizvoll? Wo wollen oder müssen wir umdenken und neu planen?

Was unsere Schülerinnen und Schüler anbelangt, können unsere professionell aufgestellten Lehrkräfte am besten einschätzen, wo sie aktuell stehen und was sie konkret und individuell benötigen. Dabei verfügen unsere Schulen bereits über zahlreiche kompetenzorientierte diagnostische Verfahren zur Ermittlung der Lernausgangslagen, die nach eigenen Kriterien und Ermessen eingesetzt werden können. Diagnostizierte Lernrückstände können anschließend von den Lehrkräften in Zusammenarbeit und im persönlichen Austausch mit der Schülerin oder dem Schüler noch differenzierter festgestellt und ganz individuell aufgearbeitet werden, z. B. im Rahmen von Arbeitsplänen oder Förderunterricht. Die Sorge um einen möglichen oder tatsächlichen Lernrückstand beschäftigt alle an Schule Beteiligten gleichermaßen: Die Schülerinnen und Schüler ebenso wie ihre Eltern und Lehrkräfte. Gerade – aber nicht nur – im Hinblick auf Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien ist es geboten, alle denkbaren kompensatorischen Maßnahmen gezielt und differenziert in den Blick zu nehmen.

Daher heißt für mich nun die zentrale Frage: Wie können wir all die uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler in ihrer ganzen Vielfalt so unterstützen, dass sie ihr Leistungsvermögen wieder voll zum Einsatz bringen können?

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Zeit des Distanzunterrichts hat uns einmal mehr die Bedeutung von Schule für die psychosoziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und die Abhängigkeit des Lernerfolgs von der sozialen Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden sehr deutlich vor Augen geführt.

Somit kann und darf sich das vor uns liegende „Schuljahr des Aufholens“ auch nicht auf fachliche Inhalte beschränken. Selbstverständlich gilt es dafür Sorge zu tragen, dass unsere Schülerinnen und Schüler Lernrückstände aufholen können.

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, das kommende Schuljahr muss auch dazu genutzt werden, die Schülerinnen und Schüler darüber hinaus zu unterstützen. Hierzu bedarf es eines Maßnahmenpaketes, bei dem es auch um psychosoziale Aspekte und ein Erleben der eigenen Stärke geht, denn Phänomene wie Bewegungsmangel und fehlende soziale Kontakte müssen mit kompensiert werden. Und das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um unsere Schülerinnen und Schüler, aber auch unsere Lehrkräfte beim Umgang mit den durch die Corona-Pandemie entstandenen psychischen Belastungen unterstützen zu können, haben wir verschiedene Maßnahmen ergriffen. Zum einen bieten wir unseren Lehrkräften z.B. eine zusätzliche Fortbildungsreihe

zusammen mit der Psychotherapeutenkammer Hessen an, um sie für den Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen gerade in der jetzigen Zeit besonders zu sensibilisieren. Zum anderen möchten wir unsere Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, noch besser mit den psychosozialen Belastungen umgehen zu können. Unsere Überlegungen zielen hier etwa in die Richtung, den individuellen Kompetenzen bei der Stressbewältigung und der Resilienzförderung im schulischen Alltag noch mehr Gewicht zu geben. Hierzu prüfen wir momentan bestehende ebenso wie bisher noch nicht eingesetzte Programme, um sie dann über die Schulpsychologie und ggf. andere Kooperationspartner unseren Schulen anbieten zu können. Unverändert stehen darüber hinaus unsere Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in Einzelfällen zur professionellen Beratung zur Verfügung.

Um all den von mir genannten Herausforderungen und Bedürfnissen gerecht zu werden, wird zudem der Bund ein „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ in Höhe von zwei Milliarden Euro in den Jahren 2021/2022 auflegen. Eine Milliarde Euro, von der Hessen gut 75 Millionen Euro erhält, ist zum Abbau von Lernrückständen v.a. in den Kernfächern, vorgesehen. Die zweite Milliarde soll zur Förderung frühkindlicher Bildung, für Freizeit-, Ferien- und Sportaktivitäten, sowie für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen im Alltag und in der Schule zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, Angebote zu schaffen, die schnell bei den Kindern, Jugendlichen und Familien ankommen, und dafür bereits vorhandene Strukturen der Länder zu nutzen.

Schon vor der Einigung mit dem Bund haben wir als hessische Landesregierung zur Kompensation pandemiebedingter Förderbedarfe im schulischen Bereich 60 Millionen Euro aus dem Sondervermögen zur Verfügung gestellt. Ein Haushaltsantrag auf weitere 15 Millionen Euro zur Kofinanzierung des Bundesprogramms ist vorgesehen, sodass wir mit rund 150 Millionen Euro starten können. Wir wollen Kompetenzen stärken, individuell fördern, Chancen nutzen und Kooperationen bilden. Deshalb haben wir bereits ein Landes-Förderprogramm für unsere Schulen mit breitgefächerten Unterstützungsangeboten für Kinder und Jugendliche begonnen, das nun mit dem Corona-Aufholpaket der Bunderegierung verzahnt werden kann. Unter dem Motto „Löwenstark – der BildungsKICK“ knüpfen wir derzeit ein einzigartiges Netzwerk mit externen Kooperationspartnern wie Stiftungen, Verbänden, Sportvereinen und engagierten Einzelpersonen. Und zur Koordination haben wir im Hessischen Kultusministerium eine neue Stabsstelle eingerichtet.

Wir warten nicht ab oder auf andere, sondern legen jetzt los. Wir handeln und investieren jetzt, damit unsere Programme bereits in den Ferien und zum Schuljahresanfang starten können.

Lassen Sie mich Beispiele nennen:

Bereits in den zurückliegenden Osterferien haben 10.000 Kinder und Jugendliche an 240 Lerncamps teilgenommen und die Möglichkeit erhalten, wieder soziale Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen und verpasste Lerninhalte nachzuarbeiten. Die Teilnehmerzahl hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verfünffacht.

In den Sommerferien wird unser erfolgreich etabliertes Kooperationsprojekt „Deutschsommer – Ferien, die schlau machen!“ mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main stattfinden.

Dann stellen wir uns mit „Löwenstark“ allen mit dem kommenden Schuljahr verbundenen Herausforderungen! Wir haben hier ein wahrhaft löwenstarkes Förder- und Kompensationsprogramm aufgelegt, ganz im Interesse und zum Wohle unserer Schülerinnen und

Schüler und ihrer Eltern. Unterstützt werden unsere Kinder und Jugendlichen und die Schulen mit ihren Kollegien dabei von Studierenden, pensionierten Lehrkräften sowie Fachpersonal von Stiftungen, Vereinen und Bildungsträgern. Darüber hinaus leisten engagierte Bürgerinnen und Bürger wertvolle Unterstützung in Bereichen, die über den Unterricht hinausgehen, so zum Beispiel als Lesepaten.

Ob Nachhilfe, Theaterbesuche oder Schwimmunterricht; die Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler sind vielfältig, und genauso breit gefächert muss und wird auch das Unterstützungsangebot sein. Dabei kommt uns jetzt auch der konsequente Ausbau der ganztägigen Strukturen an unseren Schulen zugute, den wir ebenfalls lange vor jedem Rechtsanspruch auf Bundesebene vorangetrieben haben. Der Fokus unseres Aufholprogramms wird darauf liegen, die Schulen durch eine Aufstockung ihrer Schulbudgets zu Beginn des neuen Schuljahres finanziell in die Lage zu versetzen, neben den von mir genannten Angeboten z. B. Förderkurse einzurichten oder die Stundenzahl in einzelnen Fächern zu erhöhen und dafür zusätzliches Personal einzustellen. Denn die Schulen und die Lehrkräfte vor Ort können am besten einschätzen, welche passgenauen Unterstützungsangebote ihre Schülerinnen und Schüler benötigen.

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben schon von Beginn der Pandemie an mit zielgerichteten Maßnahmen reagiert. Dabei war und ist ein ganz entscheidender Faktor die Digitalisierung unserer Schulen und des Unterrichts. Die Beschulung unter Pandemiebedingungen hat vielfältige und wertvolle Impulse für eine Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit geliefert und Chancen für eine Neuausrichtung in den verschiedenen Bereichen von Schulentwicklung eröffnet. Schulleitungen, Lehrkräfte,

Schülerinnen, Schüler und Eltern haben hier eine außergewöhnliche Innovationskraft unter Beweis gestellt.

Es ist unser Ziel, nunmehr mit den Erfahrungen aus der Distanzbeschulung die Methoden der Schul- und Unterrichtsgestaltung zu bereichern. Dazu zählen die Erweiterung des Unterrichts durch hybride Lernformen, der Einsatz des Schulportals zum kollaborativen Arbeiten sowie die Implementierung KI-gestützter Diagnostikwerkzeuge. Darüber hinaus werden wir ergänzend den Aufbau digitaler Kompetenzen in der Lehrerbildung verankern.

Digitalisierung ist weiterhin kein Selbstzweck, zur Vorbereitung unserer Schülerinnen und Schüler auf eine zunehmend digitalisierte Welt jedoch unerlässlich. Unser Anspruch ist nicht, unseren Schulen möglichst viele digitale Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Vielmehr müssen Schulgemeinden in die Lage versetzt werden, digital selbstständig handeln und mitgestalten zu können. Distanz- und Wechselunterricht mit Unterstützung von Computern darf nicht mit digitaler Bildung verwechselt werden. Die digitale Bildung der Zukunft setzt vielmehr digitale Formate genauso selbstverständlich ein wie analoge. Diesem Zweck dient etwa auch der von uns unabhängig von der Pandemie eingeführte digital gestützte Distanzunterricht, der es Schulen ermöglicht, digitale Kompetenzen wie z.B. hybride Lernsettings und digitale Fertigkeiten zu vermitteln, zu fördern und langfristig für ihre Schulentwicklung zu nutzen. Um unseren Schulen eine stabile und sichere digitale Lernumgebung zu bieten, ist ein landesweites, vielseitig nutzbares Lernmanagementsystem von wesentlicher Bedeutung. Zu diesem Zweck haben wir im Laufe des letzten Jahres das Schulportal mit Hochdruck ausgebaut, sodass sich mittlerweile alle Schulen dort registrieren und die wesentlichen Funktionen nutzen können. Hierzu zählen beispielsweise Möglichkeiten zum Austausch von Unterrichtsmaterialien und zur Kommunikation zwischen Schülerinnen und Schülern sowie ihren Lehrkräften. Mittlerweile nutzen über 1.400 Schulen das Schulportal, das seit November 2020 allen öffentlichen und privaten Schulen in Hessen zur Verfügung steht.

Um den Herausforderungen des digitalen Wandels zu begegnen, haben wir als Landesregierung bereits vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 mit der „Digitalen Schule Hessen“ ein Gesamtprogramm aufgelegt, das von der Breitbandanbindung über die Ausstattungsförderung bis hin zu Qualifizierungsangeboten für Lehrkräfte die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Medien in allen Handlungsbereichen befördert. Pandemiebedingt haben wir diese Maßnahmen dann nochmals deutlich ausgebaut und verstärkt. Unter anderem über das Sofortausstattungsprogramm für Schülerendgeräte wurden zwischenzeitlich rund 87.000 mobile Endgeräte ausgeliefert und über das Programm Leihgeräte für Lehrkräfte rund 55.000 Geräte von den Schulträgern bestellt und 23.000 geliefert.

Weiterhin haben wir uns als Land am Aufbau des länderübergreifenden Medienportals MUNDO beteiligt. Darüber stehen unseren Schulen schon jetzt rund 30.000 digitale Unterrichtsmaterialien (Filme, Audios, Arbeitsblätter, Interaktionen und komplette Lerneinheiten) zur Verfügung. Weiterhin können Schulen über das Schulportal auf nicht-kommerzielle Materialien für alle Fächer zugreifen. Diese werden durch die Lehrkräfteakademie kontinuierlich aktualisiert. Den digitalen Wandel der Gesellschaft in die Lehr- und Lernprozesse im Bildungssystem zu integrieren, ist ein komplexer Prozess. Dabei soll die curriculare Einbindung der „Kompetenzen für die digitale Welt“ nicht mittels eines separaten Unterrichtsfaches, sondern mit der Implementierung dieser Kompetenzen in allen relevanten Fächern erfolgen. In einem ersten Schritt haben wir dazu den Schulen einen Praxisleitfaden mit Unterrichtsbeispielen für die einzelnen Fächer zur Verfügung gestellt.

Die Ressourcen der Fachberatung Medienbildung, die an den Staatlichen Schulämtern Schulen in allen Fragen des digital gestützten Unterrichtens berät, wurden verdoppelt. Zusätzlich wurde im vergangenen Jahr eine Fachberatung speziell für Pädagogische Tage zu den Themen Medienbildung/Digitalisierung eingerichtet.

Das Angebot an Fortbildungen für Lehrkräfte zum digital gestützten Unterrichten haben wir umfassend ausgebaut und massiv insbesondere um Online-Formate verstärkt. Wir reden hier über 50 Fortbildungsangebote pro Woche! Hinzu kommen die akkreditierten Fortbildungsangebote der Staatlichen Schulämter, der Medienzentren und der externen Anbieter.

Sehr geehrter Herr Präsident!

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

An den Herausforderungen der Pandemie sind unsere Schulen, sind wir alle gewachsen, wir mussten daran wachsen. Aus der Bewältigung dieser Herausforderungen haben wir Stärke gewonnen: Innovationskraft, Krisenmanagement, Flexibilität. Nutzen wir in diesem Sinne gemeinsam das ganze Potenzial, das diese Krise gezwungenermaßen in uns wachgerufen hat.

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